Ein Tag mit ... Marco Jandke      erschienen by www.brauser24.de  /  am 24.September 2015

Geboren am 21. Januar 1982 in Cottbus hat Marco nach seiner Fachhochschulreife eine Lehre zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel absolviert. Danach war er zweieinhalb Jahre Angestellter im Bestattungsgewerbe. Seit 13 Jahren ist er nun „selbstständig“. Marco sagt von sich selber: „Ich habe vom Fußball absolut keine Ahnung – liebe meine Frau und meinen Sohn über alles und ich begeistere mich für alte Autos und gutes Essen!“ In dem Beruf als Bestatter arbeiten zu können ist für ihn die Verwirklichung eines lang gehegten Traumes. Er wurde nicht in diesen Beruf hineingeboren, sondern hat ihn sich ausgesucht und verrichtet ihn daher (zusammen mit seinem Kollegen und Geschäftspartner Stephan) mit Leidenschaft.

Was machst du morgens als erstes, wenn dein Wecker klingelt? Wie viel Uhr ist es dann?

Mein Wecker klingelt nicht – er küsst mich wach! Mein Sohn ist der beste Wecker der Welt – zwischen 06.30 – 07.00 Uhr ist die Nacht vorbei! Meistens krabbelt er zu mir (uns) ins Bett, dann wird noch für ein paar Minuten gemeinsam gekuschelt und dann heißt es aufstehen, das ist dann meistens so gegen 07.15 Uhr!

Wie lange brauchst du morgens im Bad?

Wenn ich ehrlich bin – da ist von 10 Min. bis zu einer Stunde alles möglich. Eigentlich aber nicht länger als 15-20 Min.

Was isst du am liebsten zum Frühstück? Gemütlich am Tisch oder schnell auf dem Weg?

Wenn ich die Möglichkeit habe, frühstücke ich am liebsten gemütlich am Tisch mit meinen Liebsten. Innerhalb der Woche gestaltet sich das aber recht schwierig – da herrscht dann morgens schon ab und zu ein wenig Hektik. Da reicht es dann nur für eine Schüssel Müsli oder einen Kaffee und dann geht’s auch schon los!

Wann steht die erste Pause an (Uhrzeit) und was gibt’s zum Mittagessen? Isst du allein oder mit Kollegen, Freunden?

Ich esse mit meinem Kollegen zusammen – für die erste Pause haben wir keine wirklich feste Uhrzeit. Wir entscheiden das immer individuell – je nach Arbeitspensum wann, wo und wie wir unsere Pause legen und vor allem was wir dann essen.

Wie viel Zeit am Tag verbringst du im Internet?

Wenn es geht so wenig wie möglich – das Internet entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Zeiträuber! Ich versuche es auf ein erträgliches und gesundes Maß zu reduzieren.

Ein Termin ist ausgefallen: Wie nutzt du die überraschende Stunde freier Zeit?

Ich arbeite „liegen gebliebenes“ ab – Dinge, zu denen ich sonst einfach nicht komme.

Wie viele Nachrichten (SMS, WhatsApp) verschickst du im Schnitt täglich?

Hier ist es ähnlich wie mit dem Internet – ich versuche es auf ein erträgliches Minimum zu reduzieren. Da ich rund um die Uhr im „Einsatz“ bin und mein Handy mehr oder weniger mit mir verheiratet ist, versuche ich die Benutzung (wenn es nichts Geschäftliches ist) auf ein Minimum zu reduzieren.

Fährst du alle Strecken mit dem Auto oder trifft man dich auch mal auf der Straße (wenn ja, wo?)

Ich fahre mit dem Auto, mit dem Fahrrad, ab und zu auch mit dem Longboard. Das ist ganz unterschiedlich. Je nach Tagesform und Wetter entscheide ich spontan, wie ich mich fortbewege. Die Wahrscheinlichkeit mir über den Weg zu laufen ist gar nicht so unwahrscheinlich. Ich habe zwei Läden mit meinem Kollegen Stephan und pendele auch zwischen diesen beiden  Unternehmensstandorten – also von Kassel Wilhelmshöhe bis Bettenhausen trifft man mich eigentlich überall. Natürlich auch an anderen Ecken in Kassel!

Was erledigst du auf jeden Fall noch bevor du ins Bett gehst? Um welche Zeit gehst Du ins Bett?

Das ist ganz unterschiedlich – also die Zeit, zu der ich (wir) ins Bett gehe(n)! Es gibt Tage, an denen bringe ich meinen Sohnemann ins Bett und schlafe dann einfach mit ihm zusammen ein. Meine Frau versucht mich dann zwar manches mal noch zu wecken, oft scheitert sie aber an meiner Beharrlichkeit und der Entscheidung von mir einfach liegen zu bleiben. In der Regel gehe ich (wir) gegen 23.00 Uhr bis 24.00 Uhr ins Bett – es gibt allerdings auch Ausreißer … da kann es dann schon mal 03.00 Uhr und später werden!

Der perfekte Tag endet/beginnt für dich mit…?

Beginnt mit meinem mich „wach küssenden Wecker“ und meiner Frau – und eigentlich endet er auch ebenso! Morgens rundet ein guter Kaffee das Ganze ab – abends ein gemeinsames Abendessen – das ist mir wichtig!

Studio oder Shopping: Wie wichtig sind Sport/Klamotten in deinem Leben?

Sport ist so eine Sache – wenn ich zeitlich bedingt einmal dazu komme, dann sollte er an der frischen Luft stattfinden. Grundsätzlich gefallen mir alle Sportarten die „draußen“ stattfinden. Ich liebe es einfach draußen zu sein. Im Sportstudio komme ich mir eingesperrt vor – das ist für mich mehr Stress als Sport und Entspannung. Bei Klamotten trenne ich streng zwischen beruflich und privat! Beruflich trage ich den ganzen Tag Anzug und Krawatte. Privat liebe ich es legere Kleidung zu tragen – also Lederjacke und Jeans … wobei hierbei zu erwähnen ist, dass auch hier die Tagesform entscheidet. Vom „Gammellook“ bis „elegant“ ist alles drin.

Wo kannst du entspannen wenn dich mal alles nervt?

Auf dem Longboard oder auf dem Bike. Am liebsten jedoch auf dem Wasser (Kite) – da fühle ich mich völlig frei und kann so richtig abschalten!

Welche Rituale/Ticks hast du am Tag?

Rituale: Kaffee ist definitiv ein Ritual! Ich bin leidenschaftlicher Kaffeegenießer – und mache auch sehr guten Kaffee. Meine Frau und viele meiner Freunde können und werden das bestätigen! Ein weiteres Ritual ist die Pflege von meinem Bambus – tägliches gießen und weitere Pflegemaßnahmen (aufzählen sprengt hier den Rahmen) sind ein fester Bestandteil in meinem Leben.
Ticks: Ich suche ständig mein Handyladegerät! Mein Schuhe stehen prinzipiell immer im Weg (sagt meine Frau). Ich verlasse meinen Schreibtisch nie unaufgeräumt – da bin ich pedantisch!

Mit wem würdest du gern deinen Tag für einen Tag tauschen?

Das ist sehr schwer zu beantworten! Eigentlich möchte ich mit niemandem tauschen, ich bin glücklich und zufrieden. Wenn ich allerdings mal dürfte, würde ich gern mit Sir Richard Branson für einen Tag tauschen. Ich finde diesen Mann großartig. Er ist ein Visionär und Spinner – aber Spinner bewegen etwas!

Für was hättest du gerne mehr Zeit am Tag?

Für meine Familie!

Planst du deinen Tag vorab oder lässt du dich treiben?

Ich plane meinen Tag eigentlich immer in enger Absprache mit meiner Frau und auch mit meinem Kollegen! Das ist sehr wichtig, da ich einen „24/7-Beruf“ ausübe und da schon ein paar Dinge geplant sein müssen. Wenn sich die Möglichkeit bietet, sich treiben zu lassen sage ich natürlich auch nicht „Nein“ – allerdings erst nachdem „liegen gebliebenes“ abgearbeitet ist ;-)!

Was hat dich dazu bewogen genau diesen Beruf zu wählen?

Es hört sich vielleicht blöd an, aber wenn ich ehrlich bin, wollte ich das eigentlich schon immer machen – also als „Bestatter“ arbeiten.

Was sind die genauen Aufgaben eines Bestatters?

Als Bestatter ist man eigentlich Ansprechpartner für alles. Man kümmert sich um die Hinterbliebenen und hilft Ihnen in den schwersten Stunden nach dem Ableben eines geliebten Menschen/Angehörigen. Man führt Trauergespräche mit Angehörigen (wahlweise im Ladenlokal oder beim Hausbesuch). Man kümmert sich um die Überführung des Verstorbenen, um die hygienische Versorgung des Verstorbenen, um das Einkleiden des Verstorbenen. Man kümmert sich um alle anfallenden Formalitäten (Papiere, Urkunden, Abmeldungen etc.). Man kümmert sich um die Ausrichtung einer Trauerfeier und vieles mehr … ! Also eigentlich kümmert man sich um alles, was in solch einem Fall geregelt werden muss – oftmals eben auch um die kleinen Dinge im Alltag der betroffenen Menschen.

Kannst du dich an deine erste Begegnung mit dem Tod erinnern?

Ja noch sehr gut!!!

Bekommt man eine andere Sicht auf den Tod, wenn man täglich damit konfrontiert wird?

Das ist schwer zu sagen – einigen wir uns mal auf ein „Jain“! „Ja“ im Bezug darauf, dass man immer professionell mit der jeweiligen Situation umgehen muss – man sieht schon eine Menge Trauer, Leid und Schmerz und man muss den Hinterbliebenen eine Stütze sein und ihnen helfen mit der jeweiligen Situation fertig zu werden. Andererseits „Nein“! Denn trotz der fast täglichen Konfrontation mit dem Tod habe ich weiterhin einen großen Respekt davor – und klar ist, dass es wohl irgendwann auch für mich einmal so weit sein wird zu gehen! Was man sagen kann ist, dass man mehr bzw. intensiver lebt – ich habe gelernt das Leben in bestimmten Momenten mehr zu genießen.

Welcher Ablauf kommt in Gang, wenn du zum Beispiel mitten in der Nacht zu einem Trauerfall gerufen wirst?

Zuallererst klingelt das Telefon – die Angehörigen (manchmal auch die Polizei) teilen mir dann mit, dass sie meine (unsere) Dienstleistungen benötigen. Dann ziehe ich mich an – und fahre an den Ort des Geschehens. Je nachdem was passiert ist (zu Hause verstorben, Unfall,Suizid oder Verbrechen) entscheide ich zusammen mit den Angehörigen welche Schritte als nächstes nötig sind. Das ist sehr unterschiedlich und muss sehr individuell – auf die jeweilige Situation angepasst – entschieden werden. Auf jeden Fall bin ich oder mein Kollege erst einmal vor Ort um einen Überblick über die jeweilige Situation zu bekommen.

Hat sich das Bestattungswesen in den letzten Jahren gewandelt?

Ja, es hat sich sehr gewandelt und es befindet sich auch weiterhin im Wandel.

Was würdest Du jemandem raten, der Bestatter werden möchte?

Zuerst ist es ratsam ein Praktikum bei einem vor Ort ansässigen Bestatter zu machen. Das ist sehr wichtig um sich einen Überblick über die anfallenden Aufgaben eines Bestatters zu machen – nicht wenige meinen, das sie die Anforderungen erfüllen und das „Rüstzeug“ bereits besitzen. Oftmals merken viele dann aber auch recht schnell, dass eben doch etwas mehr wie gedacht dazu gehört diesen Beruf auszuüben.

Der Umgang mit Hinterbliebenen und deren Schicksale ist sicherlich belastend. Nimmt man nach einem Arbeitstag diese Gedanken mit nach Hause?

Man nimmt die Gedanken immer ein Stück weit mit nach Hause. Wichtig ist, was man selbst daraus macht. Wenn es einen selbst zu sehr belastet und nur noch „runter zieht“ dann sollte man sich nach Möglichkeiten umsehen, um entweder damit fertig zu werden (ein Ventil finden) oder den Beruf wechseln. Es ist immer von Fall zu Fall sehr unterschiedlich – wenn es Kinder trifft, ist es trotz aller Professionalität jedoch immer wie ein Schlag mitten ins Gesicht!

Kann man den Umgang mit den Verstorbenen lernen? Gibt es Situationen in denen man sich unwohl fühlt und Berührungsängste hat?

Ja, man kann den Umgang mit Verstorbenen lernen und muss ihn sogar lernen! Wichtig ist hierbei, dass man langsam an die ganze Sache herangeführt wird und nicht ins „kalte Wasser“ geworfen wird! Ich kann mich wie gesagt noch sehr gut an meine „erste Begegnung“ mit dem Tod als Mitarbeiter/Praktikant erinnern – hätte ich nicht von Natur aus ein riesiges Interesse an dem Beruf des Bestatters gehabt, wäre ich wahrscheinlich davon gelaufen! Berührungsängste sollte man auf gar keinen Fall haben, wenn man den Beruf des Bestatters wählt. Man hat täglich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Menschen, aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen zu tun. Was für einen selbst „normal“ und „sitthaft“ ist, ist für den einen oder anderen „anstößig“ und wirkt „befremdlich“ – eine gesunde Portion Empathie sollte man also mitbringen!

Gibt es eine ungewöhnliche Bestattung oder Trauerfeier, die du ausgerichtet hast?

Ja da gibt es so einige ungewöhnliche Trauerfeiern, die ich im Laufe der Jahre erlebt habe. Allerdings möchte ich hierzu aus Respekt den Angehörigen gegenüber, keine Details nennen.

Dein Empfinden: kümmern sich die meisten Menschen noch zu Lebzeiten um ein Begräbnis oder wird das eher von den Angehörigen im Nachhinein erledigt?

Leider kümmern sich nur die wenigsten Menschen zu Lebzeiten um das, was unausweichlich auf uns alle zukommt! Nun muss man natürlich dazu sagen, dass die Natur es schon unheimlich gut mit uns gemeint hat und uns davor bewahrt, täglich über das irgendwann eintretende „Ende“ nachzudenken. Allerdings ist es schade, das so viele Menschen nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden was dann mit ihnen passieren soll. Schließlich geht es ja auch darum, den Hinterbliebenen ein Stück weit die Entscheidung zu erleichtern – nicht nur finanziell (Thema Vorsorge) sondern auch im Bezug auf die Bestattungsart – also Erd- Feuer- See- Baumbestattung. Ich finde es gehört einfach dazu, sich auch darüber Gedanken zu machen und nicht nur über das neueste Handy – oder ein neues paar „trendige“ Sneaker!

 

Quellenangabe: Artikel erschienen unter www.brauser24.de / by brauser24.de am 24. September 2015

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